- Schweiz: «St. Galler Bussenmodell» wird als mögliches Bundesgesetz diskutiert
- Bloß keine Eile, Herr Minister!
- Bundestag: Spannende Petitionen
- Kurz gemeldet…
- Übersicht: Meldungen des DHV
- Termine
Schweiz: «St. Galler Bussenmodell» wird als mögliches Bundesgesetz diskutiert
Kiffen ist auch in der Schweiz illegal. Mancherorts aber wird der Konsum lediglich als Ordnungswidrigkeit geahndet. Der Kanton St. Gallen wendet seit 2003 das so genannte “Bussenmodell” an. Cannabiskonsum wird nicht mehr strafrechtlich verfolgt, es kommt nicht zu einer polizeilichen Erfassung der Konsumenten und nicht zu langwierigen Gerichtsverfahren. Die, die sich erwischen lassen, müssen alleinig eine Geldbuße zahlen.
Jetzt setzt sich die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates für eine bundesweite Reform des Betäubungsmittelgesetzes ein. Wer nicht mehr als 10 Gramm Cannabis besitzt und über 16 Jahre alt ist, der soll künftig 100 Schweizer Franken zahlen. Das Vernehmlassungsverfahren – eine Art runder Tisch der Kantone, Parteien und Verbände – läuft bis 31. Mai 2011. Dann soll über den Gesetzesentwurf entschieden werden.
Polizei und Suchtberatungsstellen haben Bedenken angemeldet. Sie sind gegen den Vorschlag, halten die Entkriminalisierung für ein „bedenkliches Signal“. Wenn jugendliche Kiffer mit problematischem Konsummuster und Suchgefährdung von der Polizei nicht mehr registriert werden, können keine frühzeitigen Präventionsmaßnahmen greifen, argumentieren die Gegner der Reform. Dabei stützen sie sich auf Erfahrungswerte aus St. Gallen. Größte Gegnerin des Gesetzvorschlags ist die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP).
Fürsprecher halten das Bussenmodell nach dem Scheitern der Volksinitiative „für eine vernünftige Hanf-Politik mit wirksamem Jugendschutz“ im November 2008 für die beste Lösung. “Wer Cannabis konsumiert, soll nicht mehr als kriminell gelten und nur noch eine Busse bezahlen” meint die Kommissionspräsidentin Thérèse Meyer-Kaelin von der Christdemokratischen Volkspartei (CVP) “Volk und Kommission wollen keine Legalisierung” stellt sie klar. Der Gesetzesentwurf sei kein Zwischenschritt, sondern “ein pragmatischer Vorschlag an die Adresse der Kantone” so Meyer-Kaelin.
- Die Krux mit der Kiffer-Busse, Basler Zeitung Online vom 7. März 2011
- Flächendeckend gegen Kiffer, Neue Zürcher Zeitung vom 2. März 2011
- Ordnungbussen für Cannabiskonsum – Ein Kommentar, Monique Helfer von der Sucht Info Schweiz vom 1. März 2011
- Vernehmlassung zum Ordnungsbussenverfahren bei Cannabiskonsum eröffnet, Medienmitteilung der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats vom 1. März
- Kifferparadis St. Gallen, Fernsehbeitrag auf 10vor10 vom 16. November 2010
Bloß keine Eile, Herr Minister!
Die Bundesregierung stimmte am 2. März der 25. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung zu. Mit einer Abstimmung im Bundesrat ist erst Ende Mai oder Mitte Juni zu rechnen. Dabei wird entgegen der Einschätzung der Mainstreammedien Cannabis als Medizin nicht legalisiert. Lediglich die Umstufung von Cannabis in den Anlagen des BtMG, welche zu Herstellung, Vertrieb und Verschreibung von cannabishaltigen Fertigarzneimitteln notwendig ist, wird vorgenommen. Natürliches Cannabiskraut bleibt verboten. Die Verordnung befindet sich seit über 7 Monaten im Gesetzgebungsverfahren, hat sich aber seit dem ersten Entwurf nicht mehr verändert. Im Gesundheitsministerium lässt man sich ein bisschen Zeit, Dringlichkeit besteht offenbar nicht immer.
Ob die minimale Änderung überhaupt einen Fortschritt für Hanf als Medizin bedeutet, ist umstritten. Michael Knodt vom Hanfjournal meint, dass „mit der geplanten Zulassung von Sativex die Chance für „Cannabis auf Rezept“ für die Zukunft eher gesunken als gestiegen“ sei.
Der Arbeitskreis Cannabis als Medizin schrieb im August 2010 in einer Stellungnahme:
„Diese Maßnahme und weitere Maßnahmen der kommenden Jahre dieser Art, die auf den Anstrengungen pharmazeutischer Unternehmer beruhen, sind zu begrüßen. Sie sind jedoch unzureichend, um allen Patienten, die auf eine Therapie mit Cannabisprodukten angewiesen sind, einen entsprechenden Zugang zu ermöglichen. Dieses Problem ist seit langem bekannt.“
PS: Das Verwaltungsgericht Köln hatte am 11. Januar 2011 in einem Präzedenzverfahren gegen das “Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte” (BfArM) dessen Ablehnung eines Antrages auf Eigenanbau kassiert. Statt endlich einen rechtsgültigen Bescheid zu erlassen, ging das BfArM im Namen der Bundesrepublik Deutschland in Berufung. Das Selbsthilfenetzwerk Cannabis Medizin (SCM) hat dazu nun den Protestmailer “Jetzt reicht es! Schluss mit dem grausamen Zeitspiel gegen Patienten” gestartet – zu dessen Teilnahme wir ausdrücklich aufrufen.
- Neue Möglichkeiten für cannabishaltige Fertigarzneimittel, Deutsche Apotheker Zeitung vom 2. März 2011
- Patientenvereinigung startet Protestmailer – Berufung statt medizinischer Versorgung- Das Maß ist voll, Hanfjournal vom 12.04.11
- Jetzt reicht es! Schluss mit dem grausamen Zeitspiel gegen Patienten, SCM-Protestmailer
Bundestag: Spannende Petitionen
Immer wieder erreichen uns Bitten, auf diese oder jene Petition aufmerksam zu machen. Aktuell läuft eine gute Petition zur Streichung von Nutzhanf aus dem Betäubungsmittelgesetz, was wir natürlich ausdrücklich unterstützen. Die Petition ist noch bis zum 17.05.2011 online, die Unterstützung ist wie bei unserer Petition bis zu diesem Datum online möglich und bis zur abschließenden Beratung der Petition per Unterschriftenliste möglich. Ihr Text lautet:
Der Deutsche Bundestag möge beschließen …den §24a des Betäubungsmittelgesetzes ersatzlos zu streichen. Der Anbau und Handel mit Nutzhanf, mit weniger als 0,2% THC-Gehalt, soll für die deutsche Landwirtschaft möglichst einfach und kostengünstig sein.
Andere Petitionen waren leider weniger optimal. Die Petition “Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken” war gut gemeint, aber unglücklich formuliert und da nur eine Petition pro Thema in einer Legislaturperiode zugelassen wird, verhindert sie auch für die nächsten Jahre das Einbringen einer besseren Petition zum Thema.
Spannend wird der weitere Verlauf der Petition “Austausch elektronischer Geräte zur Erfassung des Energieverbrauchs”. Sie beschäftigt sich mit “Intelligenten Zählern”, die auch geeignet wären, um jeden Grower, der Lampen nutzt, durch sein Stromverbrauchsmuster zu outen.
Ansonsten empfiehlt sich gelegentliches Stöbern in den online-Petitionen. Sie werden uns sicher keine Revolution bringen, aber der Politik gerade bei kleineren Themen wie “Exportverbot für Gifte zur Vollstreckung der Todesstrafe” oder “Einsatz von automatisierten externen Defibrillatoren durch Fachpersonal” vielleicht einen Anstoß in die richtige Richtung geben.
Auch für die Cannabispetition können weiterhin Unterschriften gesammelt werden.
- Petition: Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes im Hinblick auf Anbau und Handel mit Nutzhanf
- Unterstützerseite für die Nutzhanfpetition mit Unterschriftenliste und Werbeaushang
- Neue online-Petition zu Cannabis als Medizin, Hanfjournal vom 17.02.2011
- Petition: Energiewirtschaft – Austausch elektronischer Geräte zur Erfassung des Energieverbrauchs
- Homepage der Stromzähler-Petition
- Stadtwerke verpfeifen Homegrower, Newsletter des DHV vom 14.08.2009
- Petition: Gesundheitswesen – Einsatz von automatisierten externen Defibrillatoren durch Fachpersonal
- Petition: Außenwirtschaftspolitik – Exportverbot für Gifte zur Vollstreckung der Todesstrafe
- Sonderseite zur Cannabispetition
Kurz gemeldet…
Die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen Berlin hat einen Antrag zum Thema Drugchecking ins Abgeordnetenhaus eingebracht. Vorangebracht hat das Thema die überparteiliche Drug-Checking Initiative Berlin-Brandenburg.
Forscher haben herausgefunden, dass der Rezeptortyp GlyR die Hauptrolle bei der Schmerzlinderung durch Cannabis spielt, während die Rezeptoren CB1 und CB2 berauschen. Nun sind die Forscher auf der Suche nach Cannabissorten und THC Derivaten, die besonders stark an die GlyR-Rezeptoren binden – Also endlich Cannabis ohne “unerwünschte Rauschwirkung”, Dyckmans wird sich freuen…
Zahl der Drogentoten in Bayern und Baden-Württemberg steigt oder politisch gesehen: die bayrische Repression kostet immer mehr Menschenleben. Die Initiative für einen Drogenkonsumraum musste ebenfalls nach dem beharrlichen Veto der Landesregierung einsehen: “Die Zeit war nicht reif dafür”.
Übersicht: Meldungen des DHV in Kürze
- Deutscher Hanfverband sucht Praktikant/in im Bereich Online-Redaktion, DHV-Cannabis-Blog vom 09. März 2011
- Transkription des Videos: Offizielle Übergabe der Cannabis-Petition Unterschriften an die Ausschussvorsitzende, DHV-Cannabis-Blog vom 09. März 2011
- Der Online-Shop des DHV öffnet seine Pforten, DHV-Cannabis-Blog vom 10. März 2011
- Video: Repressionsfall 7 Nico – Wie man sich nach einer Hausdurchsuchung fühlt, DHV-Cannabis-Blog vom 11. März 2011
- Ansteck-Pin mit DHV-Logo, DHV-Cannabis-Blog vom 15. März 2011
- 2.000 Streckmittelmeldungen beim DHV eingegangen, DHV-Cannabis-Blog vom 18. März 2011
- Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Drogenpolitik der Parteien, Meldung des DHV vom 21. März 2011
- Der DHV informiert über Räuchermischungen und synthetische Cannabinoide, DHV-Cannabis-Blog vom 23. März 2011
- Damokles-Schwert Bewährungsstrafe – Knast für einen Joint, DHV-Cannabis-Blog vom 23. März 2011
- Bundesregierung antwortet auf kleine Anfrage der LINKEN, Meldung des DHV vom 24. März 2011
- Video: Georg Wurth mit Neuigkeiten zur Cannabis-Petition, DHV-Cannabis-Blog vom 27. März 2011
- Alle Jahre wieder – weniger Hortensien, DHV-Cannabis-Blog vom 27. März 2011
- Repression ist abwählbar! DHV-Cannabis-Blog vom 29. März 2011
- Petition: DHV verlost Hanf-T-Shirt für Unterschriftensammler, DHV-Cannabis-Blog vom 04. April 2011
- DHV schreibt allen Bundestagsabgeordneten, DHV-Cannabis-Blog vom 05. April 2011
- DHV mit Info-Stand auf Kongress der JUSOS, DHV-Cannabis-Blog vom 06. April 2011
Termine
- Samstag, 7.5.2011 – Global Marijuana March
- Samstag, 14. Mai 2011, Global Marijuana March in Frankfurt
- Samstag, 6.8.2011 – Hanfparade
- 8. bis 10. September 2011 – IACM-Kongress
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