Meldung des DHV vom 19. 12. 2008
Der Jahreswechsel ist der klassische Zeitpunkt, um zurück zu blicken und das vergangenen Jahr Revue passieren zu lassen. Der Deutsche Hanf Verband tut dies natürlich aus dem Blickwinkel der Drogenpolitik.
Ein Jahresrückblick wäre nichts, ohne einen Ausblick auf kommende Ereignisse. Der DHV hat die Kristallkugel befragt und beleuchtet jetzt schon die Höhepunkte des Jahres 2009.
Heißer Wahlkampf mitten im Winter
Das Jahr 2008 begann mit einem Paukenschlag – den im Januar anstehenden Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Insbesondere die Hessenwahl barg einigen Sprengstoff, schien doch alles auf eine Abwahl des CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch hinzudeuten.
Insbesondere in der Drogen- und Jugendpolitik waren die Ergebnisse der Ära Koch desaströs. Die Koch-Jahre waren von einer sehr einseitigen Herangehensweise an die Probleme junger Menschen gekennzeichnet.
Flächendeckend mussten Einrichtungen der Jugend- und Suchthilfe massive Kürzungen ihrer Landesmittel verkraften. Im Jahr 2004 erreichten sie mit nur 556.000 Euro den niedrigsten Stand seit 10 Jahren.
Im gleichen Zeitraum sank das durchschnittliche Erstkonsumalter bei Cannabis von 17,5 Jahre (1993) auf 16,4 Jahre (2004), während sich die Anzahl der Cannabiskonsumenten in der Altersgruppe 18 bis 39 Jahre fast verdreifacht hat.
Klar, dass der DHV in seiner drogenpolitischen Wahlempfehlung der CDU nur den letzten Platz ließ. Obwohl viele Wähler der CDU ein ebenso schlechtes Zeugnis ausstellten, regiert Koch bis heute weiter. Zwar verfügt er im Parlament nicht über eine Mehrheit, die “Wahlgewinner” konnten sich jedoch nicht auf eine Koalition einigen.
Rauschzeichen im Frühjahr
Als der Frühling daran ging, die letzten Reste winterlicher Kälte zu vertreiben, war die Spannung im DHV-Büro beinahe mit Händen zu greifen. Der Grund für die Vorfreude hieß “Rauschzeichen” und erblickte im Mai 2008 das Licht der Welt.
“Rauschzeichen – Cannabis: Alles was man wissen muss” ist das erste Buch aus der Feder der beiden DHV-Aktiven Steffen Geyer und Georg Wurth. Das im Kiwi-Verlag erschienene Taschenbuch informiert auf gut 200 Seiten über die uralte Kulturpflanze Hanf, ihre Geschichte und ihre Nutzung als Rohstoff, Medizin und Genussmittel.
Mit Rauschzeichen ist es dem DHV gelungen, viele Menschen zu erreichen, die sonst womöglich nichts von den Problemen, die durch das Cannabisverbot entstehen, erfahren hätten.
Besonders Eltern soll es die Angst vor dem vergleichsweise harmlosen Genussmittel nehmen, indem es offen und ehrlich über Cannabis informiert.
Dass uns dies gelungen ist, belegen die vielen freundlichen Kritiken, die Rauschzeichen im Laufe des Jahres erhielt. So sagte Susanne Mack im Deutschlandradio Kultur: Das Buch ist Aufklärung im Sinne des Wortes.
Grund genug, dieses kenntnisreiche und kurzweilige Buch zu lesen. Besonders empfehlenswert für Eltern, die sich sorgen, weil ihr pubertierender Nachwuchs noch von der Wasserpfeife auf der letzten Party schwärmt.
Mehr Sex und Hoffnung für Bayern
Der DHV kennt keine Sommerpause und so waren wir auch in den heißen Monaten stets dicht am drogenpolitischen Puls der Zeit.
Die im Juni veröffentlichte Meldung “Mehr Sex in der Drogenpolitik!” beschäftigte sich z.B. mit den Gemeinsamkeiten von Sex und Rausch und ihrer äußerst unterschiedlichen Behandlung durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Während von der BZgA in der Sexualprävention versucht wird, “Menschen zu einem eigen- und partnerverantwortlichen, gesundheitsgerechten Umgang mit Sexualität zu befähigen”, ist das Ziel der Drogenprävention “Vermeidung und/oder Hinauszögerung des Einstiegs in den Konsum legaler und illegaler Drogen”.
Es wird Zeit, dass die Politik die in der Sexualaufklärung gewonnenen Lehren konsequent auf die Präventionsarbeit bezüglich aller Rauschmittel überträgt. Rein prohibitive Kampagnen wie -Keine Macht den Drogen- sind nicht geeignet, Drogenelend zu verhindern oder den Einstieg in den Rauschmittelkonsum zu verzögern.
so Steffen Geyer im Sommer 2008
Wenn bayrische Politiker im Bierzelt auf Stimmenfang gehen, darf’s auch mal etwas deftiger werden. Eine Rede des Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) bei einem Wahlkampfauftritt in Erding hat der im September 2008 anstehenden Bayernwahl drogenpolitische Würze verliehen und dafür gesorgt, dass die Wahlempfehlung des DHV zur Landtagswahl in Bayern auch jenseits des Weißwurstäquators gefragt war.
ehemaliger Ministerpräsident von Bayern
Beckstein hatte erklärt, dass man nach dem Genuss von zwei Litern Bier noch Auto fahren könne.
Nicht zuletzt solche Eskapaden kosteten Günther Beckstein den Job und die CSU die absolute Mehrheit. Zum ersten Mal seit 1962 regiert sie nun mit einem Koalitionspartner.
Keine Legalisierung in der Schweiz
Das hatten sich viele Hanffreunde anders vorgestellt. Bis zuletzt hatten Schweizer und Nichtschweizer dafür gekämpft, die historische Chance zur Legalisierung von Cannabis zu nutzen. Doch die Mehrheit der Wähler wollte es anders.
Mit einem deutlichen NEIN zur Volksinitiative “Für eine vernünftige Hanf-Politik mit wirksamem Jugendschutz” verhinderten sie eine rasche Legalisierung. Knapp zwei Drittel (63,2 Prozent) der Wähler lehnten die Initiative ab. Mit JA stimmten lediglich 35 Prozent.
Weil gleichzeitig die Revision des BetMG angenommen wurde, wurde bereits am Tag nach der verlorenen Wahl über einen neuen Anlauf und alternative Wege hin zum straffreien Besitz und Anbau von Cannabis für den eigenen Bedarf diskutiert.
Wie es tatsächlich weiter geht, wissen wohl derzeit nicht einmal die Schweizer. Sicher ist, wenn etwas geschieht, wird der DHV darüber berichten.
Spice erobert Deutschland
Wer in den letzten Wochen des Jahres 2008 den Fernseher einschaltete oder in die Zeitung blickte, hat sich sicher gewundert, so viele Berichte über eine Räuchermischung zu sehen.
Spice, das bis dato legale Produkt einer britischen Firma, setzte mit Hilfe der Medien zu einem Siegeszug durch deutsche Headshops an. Zuletzt kam der Hersteller wegen der gewaltigen Nachfrage nach der “Mischung aus 12 psychoaktiven Pflanzen” sogar in Lieferschwierigkeiten.
Was drin ist, was wirkt und welches Risiko die Konsumenten eingehen, konnte lange niemand sagen. Erst eine Analyse, die am 15.12.2008 veröffentlicht wurde, brachte Licht ins Dunkel.THC-Pharm hatte im Auftrag der Drogenreferentin der Stadt Frankfurt/ Main nach dem Spicewirkstoff gefahndet und brachte die Verwendung des synthetischen Cannabinoids JWH-018 zu Tage.
Das österreichische Gesundheitsministerium nahm dies zum Anlass, einen sofortigen Verkaufsstopp zu erlassen. Welche politischen Reaktionen in Deutschland folgen, wird eine der spannenden Fragen des kommenden Jahres.
2009 wird Superwahljahr
Bereits das scheidende Jahr begann mit einer Wahl in Hessen. Weil sich der frisch gewählte Landtag jedoch nicht auf eine ordentliche Regierung verständigen konnte, eröffnen die Hessen auch 2009 den Wahlreigen.
Mehr Freiheit zur Verantwortung
Höhepunkt des politischen Jahres wird aber sicherlich die im September stattfindende Bundestagswahl.
Damit an diesem wichtigen Tag die Stimmen der Hanffreunde gehört werden und die Millionen Cannabiskonsumenten und ihre Angehörige wissen, wem sie ihre Stimme ruhigen Gewissens geben können, wird der DHV sich intensiv mit den Programmen und Personen zur Bundestagswahl 2009 beschäftigen.
Diese Arbeit hat längst begonnen. Startschuss für die DHV-Begleitung des Superwahljahrs 2009 war der Protestmailer “Bürgerrechte stärken – Drogenpolitik liberalisieren!”.
2008 in Zahlen – Der DHV zieht Bilanz
Obwohl sich der Wert der Arbeit des DHV oft nur schwer messen lässt, sagen Zahlen mitunter mehr als Worte.
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