Laut einer Umfrage vom Juni diesen Jahres unterstützen 88 Prozent der Dänen eine Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Dass eine Reform der aktuellen Gesetzeslage dringend notwendig ist, zeigen nicht nur die Zustände des autonomen Kopenhagener Stadtteils Christiania, wo der offene Cannabisverkauf kriminelle Banden anlockt, sondern auch ergreifende Geschichte von Claus Nielsen. Ihm und seiner Partnerin drohen bis zu 10 Jahre Haft, da sie Krebspatienten und anderen Schwerkranken Cannabis verkauft hatten.
Claus Nielsen hatte bereits in der Vergangenheit mit dänischen Medien über seinen Cannabisverkauf an Schwerkranke gesprochen. Er war sich auch durchaus darüber im Klaren, dass ihm deshalb auch eine Festnahme durch die dänische Polizei drohen könnte. Der Anwalt des Pärchens ließ verlauten, dass er sich schuldig im Sinne der Anklage bekenne, seine Frau jedoch jede Beteiligung am Cannabisverkauf bestreitet.
Nielsen selbst wurde von Cannabis als Medizin überzeugt, als er begann es zur Linderung der Symptome seiner Arthrose-Erkrankung zu verwenden und damit große Erfolge erzielte. Diese positiven Wirkungen wollte er anderen schwerkranken Menschen ebenfalls ermöglichen, obwohl er sich durchaus bewusst war, dass er sich mit dem Cannabisverkauf strafbar machen würde.
Keineswegs ging es ihm darum, sich an den verzweifelten Patienten zu bereichern. So erklärte er der dänischen Zeitung BT: “It should be laboratory technicians, chemists and doctors who do it [sell cannabis for medicinal use] under controlled conditions”. Er war also immer der Meinung, dass der Verkauf von medizinischem Cannabis in die Hände von Experten gelegt werden sollte und unter kontrollierten Bedingungen stattfinden sollte. Sich selbst bezeichnet er nicht als einen solchen Experten. Jedoch habe er Prinzipien, zu denen er stehen würde.
Nach dänischem Recht droht dem Paar nun eine Gefängnisstrafe von bis zu 10 Jahren. Die Beiden beschweren sich darüber, dass ihr Fall nicht öffentlich diskutiert wurde. Sie möchten, dass die Öffentlichkeit darüber informiert ist. Nielsen hatte schon vor der Verhaftung ausführlich über seine Arbeit berichtet und möchte eine offene Diskussion zum Thema vorantreiben, auch in der Politik.
Der Fall hat mittlerweile einige dänische Medien erreicht. Im Internet gibt es viele Solidaritätsbekundungen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Gerichte anerkennen, dass Nielsen Cannabis nicht aus egoistischen Zwecken verkauft hat, sondern um schwerkranken Menschen zu helfen. Seine Überzeugung, dass die Drogenpolitik, insbesondere bei medizinischem Cannabis, sich dringend ändern muss, wird glücklicherweise vom größten Teil der dänischen Bevölkerung geteilt und auch Politiker beginnen sich langsam mit dem Thema auseinander zu setzen.
Wir werden die Geschichte und die Situation in unserem nördlichen Nachbarland weiter beobachten. Gute und wirkungsvolle Medikamente sollten kranken Menschen nirgendwo vorenthalten werden. Menschen wie Claus Nielsen sind keine skrupellosen Kriminellen und sollten auch nicht länger so behandelt werden.
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